Erfolgreiche nationale Partikeltherapiekonferenz bei MedAustron
Unter dem Titel „Partikeltherapie in Österreich – heute und morgen“ lud das Wiener Neustädter Ionentherapie- und Forschungszentrum MedAustron kürzlich zu einer zweitägigen Konferenz ein. Im Vordergrund stand dabei der Austausch mit Radioonkolog*innen anderer österreichischer Kliniken sowie Fachärzt*innen anderer Disziplinen über die Zusammenarbeit in der Betreuung onkologischer Patient*innen.
Die Strahlentherapie mit Photonen ist bundesweit an insgesamt 14 Kliniken für Krebspatient*innen verfügbar, während die Strahlentherapie mit Partikeln durch das eigenständige Ambulatorium MedAustron angeboten wird. Seit mittlerweile sieben Jahren ergänzt die Partikelbestrahlung die onkologische Versorgung in Österreich, über 2.400 Patient*innen wurden bereits damit behandelt und entsprechende Erfahrungen und Daten gesammelt. Ein Konsens der österreichischen Radioonkologie bildete eine wichtige Basis für die Realisierung von MedAustron, ihre Fachärzt*innen sind die primären Ansprechpartner in der täglichen Zusammenarbeit. Die nun organisierte Konferenz verfolgte das Ziel, gemeinsam mit Vertreter*innen aller radioonkologischen Institute eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Der Ärztliche Direktor MedAustrons, Eugen B. Hug, und die klinische Direktorin, Carola Lütgendorf-Caucig, resümierten dazu: „Wir freuen uns sehr darüber, dass nahezu alle Strahlentherapie-Kliniken und auch Vertreter*innen anderer Disziplinen unserer Einladung gefolgt sind und sich auch aktiv mit guten Ideen und Argumenten in die Diskussionen eingebracht haben. Der persönliche Austausch hat unser gegenseitiges Verständnis für die lokalen Gegebenheiten aller Institute verbessert und wird die tägliche Zusammenarbeit erleichtern.“
Auch konkrete nächste Schritte identifizieren sie weiter: „Die ZNS-Fokusgruppe kam beispielsweise überein, ein gemeinsames Studienprotokoll für niedriggradige Gliome zu erarbeiten, was angesichts der limitierten Ressourcen aller Institute ein sehr schönes Ergebnis ist. Ganz generell wollen wir besonders für Grenzfälle, wo die Entscheidung für oder gegen eine Partikeltherapie nicht klar gegeben ist, in Zukunft mehr Orientierung für unsere Kolleg*innen in den Kliniken bieten. Für uns alle geht es schließlich darum, die beste Therapieentscheidung gemäß dem Stand der Wissenschaft und unter Berücksichtigung des individuellen Patientenfalls zu treffen.“
Der erste Tag der Konferenz bot eine Mischung aus Information und fruchtbaren Diskussionen: zu verschiedenen Themengruppen berichteten die MedAustron-Radioonkolog*innen über das Spektrum der Erkrankungen, die mit Partikeltherapie in Österreich bei MedAustron behandelt werden können, die Evidenzlage sowie eigene publizierte Studienergebnisse und gaben einen Ausblick über zukünftige Entwicklungen. Tumore des zentralen Nervensystems, HNO-Tumore und jene des Gastrointestinaltrakts standen dabei ebenso auf der Agenda wie Re-Bestrahlungen, die Besonderheiten der Therapie mit Kohlenstoffionen sowie ein spezielles Konzept zur partiellen Tumorbestrahlung mit Partikeln. Zu diesen Themengruppen brachten die Teilnehmenden ihren Blickwinkel aus der Strahlentherapie mit Photonen ein: anhand zahlreicher Beispiele wurden Vor- und Nachteile der Behandlungsstrategien mit Photonen sowie Partikeln erörtert. Auch praktische und logistische Fragestellungen, die sich in der Zusammenarbeit der Kliniken mit dem Ambulatorium MedAustron ergeben, fanden Raum in den Debatten.
Einen zweiten Schwerpunkt in den Diskussionen bildete das Thema der klinischen Studien. Fragen rund um die verstärkte Schaffung von Evidenz zur Partikeltherapie wurden ebenso behandelt wie Ideen zu gemeinsamen klinischen Studien. MedAustron selbst führt indikationsspezifische klinische Studien durch oder ist Teil internationaler, multizentrischer Studien. Therapieansprechen und Nebenwirkungen werden außerdem in einer umfangreichen Registerstudie erfasst.
Am zweiten Tag formierten sich drei Fokusgruppen, die neben Radioonkolog*innen auch Vertreter*innen anderer medizinischer Disziplinen wie zum Beispiel der Chirurgie oder (Neuro-)Onkologie versammelten. In den Gruppen „Zentrales Nervensystem (ZNS)“, „Gastrointestinaltrakt“ und „Immunomodulation durch Partikelbestrahlung“ vertiefte man die Gespräche des ersten Tags und diskutierte gemeinsam Behandlungsstrategien für Tumorerkrankungen der jeweiligen Gruppe.
Das Momentum der Konferenz soll nun weiter genutzt und der Austausch in den Fokusgruppen auch disloziert fortgesetzt werden. Zudem ist vorgesehen, die Konferenz jährlich zu wiederholen.